Dreist (Meinung zum Artikel der Az vom 3.9.21)

Beim Aufschlagen der Freitagszeitung las ich interessiert den Artikel zur Erweiterung des Industriegebietes Ost: Welche Firmen werden angesiedelt und wie soll das Ganze denn nun aussehen? So schön eingerahmt von den umliegenden Gemeinden Dautenheim, Framersheim und Schafhausen einerseits und mit dem Selztalradweg auf der anderen Seite. Ach ja, die Selz. Die sich so beschaulich entlang des Areals schlängelt, vorbei an den neuen Gebäuden und Hallen mit den begrünten Dachflächen. Das Brückenbauwerk ist nur erahnbar, der geplante Turbokreisel vor Alzey Schafhausen erscheint wunderbar weit weg. Alle Häuser sind hübsch in die Landschaft „getupft“…. Es ist schon eine Dreistigkeit, wie versucht wird, der Bevölkerung das Bild einer heilen Welt vorzugaukeln. Eine Visualisierung zu zheigen, wenn auch nur modellhaft, inder sich die Realität in Zukunft nicht einmal im Ansatz widerspiegeln wird. Schade. Können wir uns es wirklich noch leisten, keine Konsequenzen aus den jüngsten Ereignissen wie an der Ahr zu ziehen? Liest jemand zu den Themen Flächenversiegelung, Naturschutz und Klimaereignisse in den Kommentaren besorgter Bürger auch in der Onlinepetition nach? Kleiner Tipp: Bei einer Darstellung direkt von oben erscheinen die Gebäude noch flacher und es ist alles auch noch ein bisschen grüner.

Starkregen (Meinung zum Artikel Allgemeine Zeitung 15.8.: Keine Hochwassergefahr durch Industriegebiet

Als regelmäßiger Leser der Allgemeinen Zeitung habe ich bisher die Erfahrung gemacht das weitgehend objektiv und unparteiisch berichtet wird. Leider fehlt mir dieser Eindruck in dem Bericht von Pascal Schmitt vom 16.08.2021, denn er hinterfragt außer in der Überschrift keine einzige der Aussagen aufgestellt von Herr Burkhard, Stadtchef von Alzey. Herr Burkhard beschreibt das Konzept zum Schutz der umliegenden Gemeinden im Starkregenfall als ausreichend (Ausreichend ist nahe Mangelhaft), die Flächenversiegelung von 500000m2 (man muss kein Mathematiker sein um die Menge an Oberflächenwasser zu errechnen bei Starkregen > 20 Liter/m2/Stunde bzw. ein einer Unwetterwarnung >60 Liter/m2/6 Stunden) sowie die Sorgen der Framersheimer sieht er als unbegründet an (die Realität ist auf https://wasserportal.rlp-umwelt.de/servlet/is/10081/ zu erahnen) und über allem steht seine Aussage dass durch die Erweiterung des Industriegebietes die Wasserproblematik gelöst wird. Er beschreibt Retentionsmulden und begrünte Dachflächen, die ansiedelnde Firmen bauen müssen ohne auch nur eine Zahl oder Fakten zu nennen. Um das Verkaufsgespräch zu krönen betont Burkhard „Kein Regenwasser, das im Industriegebiet anfällt, kommt in der Selz oder im Weidasserbach an“. Wir in Framersheim vertrauen keiner einzigen dieser vielen Thesen und Aussagen ohne eine sehr gute und nachhaltige Begründung – und die fehlt uns bis heute. Ich hoffe und wünsche mir ein nachhaltiges Konzept inkl. der notwendigen Umweltauflagen und Reserven um die betroffenen Gemeinden vor zukünftigen Überschwemmungen zu schützen, nur dann ist eine Expansion der Stadt Alzey möglich.

Die Welt dreht sich weiter (nicht veröffentlichter Leserbrief)
Das Industriegebiet Ost soll erweitert werden. In unvorstellbaren Dimensionen. Bei vorhandenen Baulücken! Wo typische Äcker und die Renaturierung die Landschaft prägen und junge Familien, Spaziergänger, Radler zur Naherholung einladen, sollen riesige Gebäude und eine Brücke entstehen. Tausende LKWs pro Tag als Folge. Die Stadt Alzey beruft sich auf einen Flächennutzungsplan von 1998. Gab es 1998 schon Internet? Jedenfalls keine Smartphones, keine Internetindustrie wie 2021. Heute werden viele Artikel über das Internet bestellt. Schnelle Lieferung – One Day – wird erwartet und versprochen. Dazu brauchen die Internetanbieter ein dichtes Netz großer Lagerhallen mit permanenter LKW-Anbindung. Die jetzige Planung der Erweiterung ist genau darauf zugeschnitten. Aber dafür ist der Standort des IG Ost nicht geeignet! Das Tal ist zu eng, schon jetzt sind die Kreisel verstopft und auch ein Ausbau wird diesem LKW Ansturm nicht standhalten, für diese Erkenntnis muss man nicht studiert haben. 1998 dachte man an mittelständische Unternehmen aus Alzey und Umgebung. Metallbau, Installateur-Unternehmen, Autohäuser, Werkstätten, die etwas mehr Platz brauchen. Das ist absolut nachvollziehbar und vorstellbar. Aber 40m hohe Hallen und permanenter LKW-Verkehr!? DAS hatten die damaligen Entwickler des Flächennutzungsplanes bestimmt nicht im Sinn. Die Welt hat sich weiter gedreht. Das sollte auch am Alzeyer Stadtrat nicht vorbei gegangen sein. Wenn Erweiterung des IG Ost, dann bitte mit einem eindeutigen JA für heimische Mittelständler, die etwas mehr Platz brauchen. Und ein eindeutiges NEIN für riesige Lagerhallen und permanenten LKW-Verkehr von Logistikern/ Versandhändlern!

Nachfolgend eine Auswahl aus den Begründungen zur Zeichnung der Onlinepetition:

„Hochwasserschutz. Das vorliegende Konzept der lokalen Versickerung des Regens ist nicht schlüssig. Siehe hierzu jüngste Hochwasserkatastrophen Eifel/Ahr. Die geplanten zwei Regenrückhaltebecken sind geradezu lächerlich klein. Zumal decken sie nur eine Seite des IG ab. Auf der anderen Seite zur Raumühle hin fehlt jeglicher Hochwasserschutz. Diese Seite ist aber durch den Weidasserbach ebenfalls an die Selz angeschlossen. Ich bin auch bereit mich einer Sammelklage gegen das IG Ost anzuschließen.“

„Ich finde eine weitere Bodenversieglung sollte aus Umweltschutzgründen unbedingt verhindert werden. Statt dessen bereits bebaute leerstehende Gebäude oder bereits versiegeltes Gelände nutzen ( z.B. Schleckergebäude ).“

„Jahr für Jahr werden Freizeit- und Ackerflächenen versiegelt. Die Lebensqualität der Anwohner schwindet. Die Qualität der Arbeitsstätten, die dort entstehen, wo Menschen sich erholen und die regionale Bauern ihren Erwerb sichern konnten, werden zwar Arbeitsplätze schaffen. Diese werden kaum existenzsichernde Löhne zahlen und damit ist klar, das in der Region kaum jemand profitieren wird – außer vielleicht diejenigen, die auf höherer Ebene ihre Schäfchen ins Trockene bringen und irgendwann leere Gebäude hinterlassen.“

„Es ist mir wichtig, die schöne, rheinhessische Landschaft möglichst zu erhalten. Ein weiteres Industriegebiet würde die Landschaft verschandeln, gerade wo man sich so viel Mühe mit dem Fahrradweg von AZ nach Gau-Odernheim gemacht hat und da noch ein klein wenig naturnähe verspüren kann (z.B. Wasserrückhaltebecken). Ich glaube, mit der Ausweitung des Industriegebietes würde der sehr gut genutzte Fahrradweg stark an Attraktivität verlieren. Außerdem werden in rasantem Tempo immer mehr natürliche Flächen versiegelt; das ist auch bei einem so großen Industriegebiet ein Problem.“

„Wir brauchen mehr Grünfläche weil wenn immer mehr Boden versiegelt wird kann das Klima nur wärmer werden weil sich der Boden aus Asphalt oder Beton mehr aufwärmt. Und was ist mit Menschen die krank sind? Wir sind in der Pandemie – ich denke eher wir brauchen was ganz anderes als wieder in die Hände zu spucken und das Wirtschaftswunder Deutschland anzukurbeln.“

„Weil die wunderbare Natur zwischen Alzey und Framersheim erhalten werden soll. Ich erhole mich dort von meinem Arbeitsalltag, genieße die Natur und die dort ansässigen Tierarten…. Das ist mein einziges Highlight, vor allem in solchen Zeiten wie jetzt (die bestimmt in Zukunft öfter zu erwarten sind). Wenn alles nach und nach verloren geht, wozu leben wir dann noch ? Nur noch, um zu arbeiten ??!? Dann ist das Leben nicht mehr lebenswert !!!“

„Kein Profit zu Lasten von Natur, Erholung und Klima. Zuerst müssen Altlasten beseitigt und bereits industriell genutzte Flächen die Leerstände aufweisen aufgearbeitet werden. Wenn man so die Beseitigung von Altlasten auch kommende Generationen schiebt ist das nicht adäquat. Auch für Regenwasserinfiltration und Grundwasserneubildung sind unbebaute Flächen optimal. Man kann nicht die Waldpolitik in Brasilien missbilligen und zu Hause munter drauflos betonieren.“

„Grundsätzlich bin ich nicht dagegen, dass das Industriebgebiet ausgebaut wird. Doch dies sollte mit Maß und Verstand und nicht nach dem Motto „klotzen statt kleckern“ geschehen. Vorhandene Lücken im aktuellen Industriegebiet sollten erst geschlossen, Leerstände mit neuem „Leben“ gefüllt und die aktuelle Verkehrsinfrastruktur den Bedürfnissen angepasst werden. Auch in anderen Industriegebieten, wie z.B. zwischen Albiger Str. und BAB61, könnte evtl. die eine oder andere Lücke geschlossen werden. Die Erweiterung-Ost sollte dann verhältnismäßig und nicht so monströs erfolgen. Der Klima-, Natur-, und Umweltschutz sollte hier an erster Stelle sehen. Statt Flächen zu versiegeln, muss z. B. die Renaturierung der Selz voran getrieben werden. Am besten von Alzey bis Gau-Odernheim. Das würde der Flora und Fauna einen großen Dienst erweisen und auch den Hochwasserschutz deutlich verbessern.“

„Ich bin für den Umweltschutz und ein Industriegebiet neben einer Renaturierung ist definitiv ein Widerspruch in sich. Nichts sollte aus reiner Profitgier (Gewerbesteuer) geschehen, was die Natur zerstört. Auch die geplante Anbindung an die Straße aus Schafhausen ist ein Witz, was soll das?“

„Der Eingriff in die Landwirtschaft ist enorm und über die Ausmaße des Industriegebiets ist sich scheinbar niemand in der Stadtverwaltung bewusst.“

„Ich möchte nicht, dass das Gebiet überdimensioniert wird. Erweiterung ja (nur keine Logistikunternehmen), aber nicht in der Größe (ab „Tangente“ keine Erweiterung Richtung Osten und keine direkte Bebauung an der Selz). Eine 2. Anbindung an die L406 erachte ich aber als sinnvoll. Dazu gehört leider auch eine Brücke (so etwas kann auch gut in die Landschaft eingebunden werden). Hier müsste auch einmal das gesamte Verkehrskonzept der Stadt Alzey betrachtet und überdacht werden (auch großräumig).“

„Die Zerstörung unserer wunderschönen Natur wird schon genug durch die Errichtung von Windkraftanlagen zerstört. Auch das Tierreich leidet ohnehin schon genug unter den Einflüssen der Sendemasten. Schwindendes Ackerland bedeutet zugleich Verlust von Anbaufläche für Grundnahrungsmittel und immer stärker werdender Industrialisierung zu gunsten des Kapitalismus der für die heimische Bevölkerung zur Abhängigkeit führt.“