Die Erweiterung des Industriegebietes Ost in Alzey

Das Industriegebiet „Ost“ vor den Toren von Alzey soll erweitert werden. Möglicherweise haben Sie davon bereits gehört. Es wurde hierüber einige Male in der Allgemeinen Zeitung berichtet, jedoch wurde niemals eine Planzeichnung abgedruckt, die dazu beigetragen hätte, sich die Ausmaße dieser Erweiterung besser vorstellen zu können.

Auch eine Informationsveranstaltung oder Ähnliches fand dazu nicht statt.

Die Ausmaße der Erweiterung

Wir, die „Interessengemeinschaft Holzweg“, welche aus Bürger*innen der an das Industriegebiet angrenzenden Orte besteht, waren enorm überrascht, als wir uns näher mit dem Bebauungsplan Nr. 79D der Stadt Alzey (https://www.alzey.de/de/rathaus/bauleitplaene/079d.php) befassten und erkannten, welche riesigen Ausmaße die Erweiterung des Industriegebietes annehmen sollen – inklusive dem Bau einer Brücke, welche von der L 406 von Schafhausen aus in Richtung Dautenheim führen soll. Diese Brücke sowie die sich anschließende Straße nennt der Bauplan „Ost-Tangente“.

Die Abbildung erhebt keinen Anspruch auf Detailtreue sondern dient der Illustration. Die gelben Striche stellen die Ost-Tangente sowie den Anschluss an die bereits vorhandenen Stichstraßen dar.

IG Ost Szenario

Die so genannte Tangente

Mit dem Begriff „Tangente“ assoziiert man die Begrenzung eines Gebietes, da der Begriff Tangente in der Geometrie als eine Gerade bezeichnet wird, die eine Kurve in einem bestimmten Punkt berührt. Nach der Planung ist die Brücke jedoch eine Art zentrale Straße, die mitten durch das Gebiet läuft, es mitnichten begrenzt oder nur an einer Stelle berührt. Allein diese Bezeichnung kann dazu führen, dass man sich das Industriegebiet wesentlich kleiner vorstellt, als es tatsächlich geplant ist.

Gebäudehöhen

Mit Gebäudehöhen von 40m (Faktencheck) würde die Erweiterung des Industriegebiets, wenn sie wie derzeit geplant ausgeführt würde, die Landschaft zwischen Dautenheim, Gau-Heppenheim, Framersheim und Schafhausen radikal verändern. Im derzeitigen Planentwurf ist beispielsweise vorgesehen, dass der Spazierweg um die Raumühle und die Mohrenmühle lediglich durch einen 50 Meter breiten Grünstreifen von der Bebauung getrennt sein soll. Auch ein großer Teil des Selztalradweges soll zukünftig nur noch wenige Meter von der Industriebebauung entfernt liegen.

Ein massiver Eingriff ins Landschaftsbild

Die genannte Brücke soll einen Teil des bereits bestehenden Selzrenaturierungsgebiet überqueren. Stellen Sie sich nun eine Brücke in diesem Gebiet vor , flankiert mit Gebäuden bis 40m hoch. Das Hochregallager von Wilms kurz vor Schafhausen hat übrigens eine Höhe von ca. 25 – 30m (http://www.ibg-worms.de/wilms1.htm).

Das Landschaftsbild wird sich radikal ändern.

Klimawandel

Die Eingriffe in die Landschaft sind so massiv, dass sie sogar Auswirkungen auf das Klima haben. Auszug aus dem Klimagutachten:

Die zu erwartenden Temperaturunterschiede zeigt die nachfolgende Grafik:

Zunahme an Verkehrslärm und Verkehrsgefahren

Es ist zu erwarten, dass durch die Brücke und das Industriegebiet der Verkehrslärm erheblich ansteigen wird. Wir sehen auch vermehrt Staus auf uns zukommen – mit allen damit verbundenen Gefahren, insbesondere bei Rückstaus, die bis zur Autobahnabfahrt reichen könnten. (Faktencheck) Aber nicht nur dort, sondern auch in den umliegenden Ortschaften wird der Verkehr zunehmen, nicht zuletzt durch die „Schleichwegfahrer“, die Staus umgehen wollen.

Vorteile und Nachteile der Erweiterung

Auch wir sehen hinsichtlich der Bereitstellung von Arbeitsplätzen und Gewerbesteuereinnahmen eine Erweiterung des Gewerbegebiets als vorteilhaft an. Alzey möchte sich als Mittelzentrum weiterentwickeln. Gefördert werden soll dabei insbesondere der Mittelstand. Ein großer Vorteil für die Umwelt und den Geldbeutel ist es auch, wenn man einen Arbeitsplatz in der Nähe hat und nicht große Strecken pendeln muss.

„Wasch mich, aber mach mich nicht nass“ ist nicht unsere Devise.

Sondern: Wir wollen eine vernünftige Erweiterung des Industriegebietes, bei welcher mit Augenmaß die Vorteile und Nachteile insbesondere bei der Größe, dem Eingriff in Landschaftsbild und in die Natur, dem Verkehrslärm für die Anwohner, den Gefahren für alle Verkehrsteilnehmer und nicht zu Letzt auch im Hinblick auf die zu erwartenden Kosten abgewogen werden.

Ross und Reiter – der Ruf nach Transparenz

Uns ist nicht bekannt, welche Art von Unternehmen sich ansiedeln möchten und den in der Bauplanung beschriebenen immensen Bedarf an Fläche anmelden. Sind es Unternehmen aus dem Logistik-Bereich, die mit einer Menge LKW-Hubs möglicherweise zu Hunderten von Schwerlasttransporten zusätzlich pro Tag sorgen? Sind es Unternehmen, die Versandhandel betreiben und 24/7 Pakete verschicken? Sind die Unternehmen dem „Mittelstand“ angehörig? Sind es Unternehmen, von denen Alzey auch entsprechende Steuereinnahmen zu erwarten hat? Die plötzliche Umwidmung 2/3 der Fläche von Gewerbegebiet (=weniger Emissionen) in Industriegebiet (= mehr Emissionen möglich) macht skeptisch (Faktencheck). Wie viele Arbeitsplätze und auch welche Art von Arbeitsplätzen sollen neu geschaffen werden? Stehen diese Arbeitsplätze möglicherweise in Konkurrenz zum Bedarf an Fachkräften in den bereits in Alzey angesiedelten kleinen und mittleren Unternehmen? Gibt es Garantien zu den Arbeitsplätzen? Wie wird die Erweiterung finanziert und welche Risiken bestehen hier (denn manch Bauvorhaben ist im Nachhinein sehr viel teurer geworden, als ursprünglich gedacht). Welchen Sinn macht es, eine kostenintensive Renaturierung zu einem Zeitpunkt durchzuführen, zu dem offenbar schon geplant war, in unmittelbarer Nähe ein Industriegebiet zu bauen?

Dies ist nur ein Teil der Fragen, die uns umtreiben.

Schaffung von Arbeitsplätzen – ja! Entwicklung von Alzey – ja!

ABER NICHT ZU JEDEM PREIS

Unserer Meinung nach wäre es sinnvoll, auf die Brücke zu verzichten, das Industriegebiet an die bereits bestehenden Straßen anzuschließen, die derzeit bestehenden Baulücken zu schließen und die Erweiterung insgesamt zu verkleinern – beispielsweise auf die Fläche bis hin zur geplanten Tangente, damit diese sich auch so nennen kann.

Mitmachen?

Wenn Sie sich unserer Argumentation anschließen können und nicht tatenlos zuschauen wollen, wie sich unsere Landschaft in eine Industrielandschaft verwandelt, dann nehmen sie mit uns Kontakt auf oder/und unterzeichnen sie unsere Petition: www.openpetition.de/!alzey